Kombitraining: Schroth, Schwimmen und Qigong
Qigong, eine chinesische Bewegungs- und Konzentrationsform zur Anreicherung von Qi (Energie) im Körper, also in unserem speziellen Fall zur Anreicherung von Qi in der Wirbelsäule, wird praktiziert durch Atem- und Bewegungsübungen. Die Chinesen glauben an die heilende Kraft des Qi, das sich über Energiebahnen (Meridiane) im Körper verteilt.
Nach meinen Erfahrungen ist Qigong eine gute Ergänzung zur Schroth-Gymnastik, dem Pflichtprogramm der Skoliose-Betroffenen. Eine auffällige Gemeinsamkeit der beiden Techniken ist das Atmen. Während Schroth den Atem in die eingefallenen Stellen des Rumpfes lenkt – zu dem Platz, den eigentlich die Wirbelsäule ausfüllen sollte -, um diese engen Stellen zu dehnen und zu weiten, wird der Atem beim Qigong wie eine Spirale um die Wirbelsäule herumgeführt oder fließt durch die Wirbelkörper hindurch.
Eine auf diese Art vitalisierte Wirbelsäule ist eine gute Ausgangsbasis für die folgenden Bewegungsübungen.
Es gibt eine Vielzahl an Übungen, im Stehen oder auch im Sitzen. Ich selbst habe sehr gute Erfahrungen mit den Bewegungsvarianten im Stehen gemacht.
Der Oberkörper, die Arme – alles verbindet sich zu einem leichten, harmonischen Fluss. Die Arme bewegen sich z. B. in Richtung Himmel, bewegen sich nach vorn, nach hinten. So wird – nach meinem Empfinden – die Wirbelsäule gestreckt, gedehnt und mobilisiert. Jeder Übungsweg hat seinen eigenen Namen, es gibt zum Beispiel die "Duftübung": Sie ist nicht schwierig, leicht auszuführen, aber dennoch strengt sie an, denn die Abläufe der Bewegung wiederholen sich endlose Male. Das kostet Kraft, ist aber (so, wie ich Qigong verstehe) sinnvoll, damit sich das Qi (die Energie) verteilt.
Übungswege im Stehen gibt es sehr viele, aber alle – so meine Erfahrung – bewirken positive Prozesse in der Wirbelsäule. Ich kann es nur noch mal zusammenfassend sagen: Ich habe durch die Übungen das Gefühl einer beweglicheren Wirbelsäule und fühle mich – allerdings nur in Verbindung mit den Schroth-Übungen – aufgerichtet und der Atem fließt leichter.
Was ich jedoch auch beobachtet habe, ist, dass die Beschwerden, die hin und wieder vorkommen, durch die Qigong-Übungen noch verstärkt werden können.
Je nachdem, in welcher Verfassung ich bin. Aber ebenso kann das bei den Schroth-Übungen der Fall sein. Bin ich verspannt – aus welchem Grund auch immer -, und es gelingt mir nicht, mich während des Übungsprozesses zu entspannen, kann es sein, dass sich die Schmerzen verstärken. Die Schmerzen oder vielleicht besser gesagt das Verspannungsgefühl halten jedoch nicht lange an, meistens jedenfalls. Ist dem nicht so, ist Schwimmen ein guter Tipp. Schwimmen wirkt – wahrscheinlich durch die unterschiedliche Temperatur Wasser/Luft, durch die Streckbewegungen und durch die leichte Massage des Wassers wie eine große Schmerztablette. Nach dem Schwimmen geht es mir IMMER gut.
Verstärken kann man die Wirkung des Schwimmens noch, indem man die Schwimmbewegungen gedanklich begleitet, im Sinne einer Qigong-Übung: Die Energie fließt entlang der Wirbelsäulenmeridiane. Das entspannt und versorgt die Wirbelsäule mit neuer Energie.
Die Kombination aus Schroth-Übungen, Schwimmen und Qigong bedeutet für meine Wirbelsäule die wirkungsvollste Skoliose-Therapie.
von Gerlinde Wronski