Nur wenige Reha-Kliniken in Deutschland können mit solch einer idyllischen Lage punkten: Eingerahmt von den bayrischen Bergen liegt der Medical Park Bad Wiessee St. Hubertus am malerischen Westufer des Tegernsees und damit in einer begehrten Urlaubsgegend. 

Auch wenn die traumhafte Umgebung sicherlich zur Erholung der Patienten beiträgt, sind für den Erfolg des Aufenthalts vor allem das umfassende medizinisch-therapeutische Angebot und die enge Zusammenarbeit von Ärzten, Therapeuten und Sportwissenschaftlern verantwortlich, die für jeden Patienten ein individuelles Rehabilitationsprogramm zusammenstellen. „Wir haben tatsächlich viele Stammkunden, die als Selbstzahler regelmäßig zu uns kommen und sich eine Reha gönnen. Denn sie wissen, dass sie sich nach diesen Aufenthalten eine Basis erarbeitet haben, mit der sie schmerzfrei durch die nächsten Jahre kommen“, berichtet Dr. Nadine Dreyer, Chefärztin der Abteilung Orthopädie und Sportmedizin, die die Abteilung mit 300 Betten leitet.

80 Prozent der Patienten werden nach einer orthopädischen Operation an die Klinik überwiesen, die das komplette Spektrum der Orthopädie von den Füßen bis zum Kopf abdeckt. Zudem ist die Klinik Medical Park St. Hubertus Bad Wiessee offizielle Kooperationsklinik des Deutschen Skiverbandes und betreut Spitzenathleten, die nach Verletzungen oder aus Gründen der Prävention und Leistungsverbesserung an den Tegernsee kommen.

Rund fünfzehn Prozent der Patienten erholen sich nach komplexen Wirbelsäulen-Operationen in Bad Wiessee. Mit dem Thema Skoliose werden die Spezialisten dabei häufiger konfrontiert. „Auch Patienten, die am Knie oder an der Hüfte operiert wurden, haben nicht selten eine Skoliose, kamen damit aber vorher gut zurecht. Doch durch das Einsetzen einer Hüft- oder Knieprothese verändern sich die mechanischen Tragachsen der Beine, welches Auswirkungen auf Becken und die Wirbelsäule hat und eine Skoliose dekompensieren und schmerzhaft werden lassen kann“, erklärt Dr. Dreyer. In der Klinik lernen sie dann nicht nur, mit dem neuen Knie oder der neuen Hüfte zu leben, sondern erhalten auch eine gezielte Therapie im Hinblick auf die Skoliose. 

Dabei steht zu Beginn jedes Aufenthalts eine umfassende klinisch-diagnostische Untersuchung, die durch Röntgenbilder, Beinlängen- und Oberflächenvermessung ganzheitlich ergänzt wird. Damit können Defizite und Dysbalancen präzise erfasst werden. Bei der lichtoptischen 4D-Wirbelsäulenvermessung kann beispielsweise festgestellt werden, wie der Rücken auf eine Beinlängenveränderung reagiert, denn Differenzen in der Beinlänge können eine der Ursachen für eine Verschlimmerung einer Skoliose sein. „Bei der Therapie, die auf der Grundlage der Diagnose entwickelt wird, arbeiten wir nach dem Prinzip der segmentalen Stabilisierung. Die lokalen, kleinen Muskeln entlang der Wirbelsäule und die korrekte Kraftübertragung von der Wirbelsäule über das Becken zu den Beinen stehen dabei im Focus“, erklärt die Chefärztin. Das erreicht man nicht mit einem typischen Krafttraining an Geräten, sondern mit dem präzisen und bewussten Üben fein gesteuerter Bewegungen, die Rückenpatienten oft verlernt haben. Gewöhnungsbedürftig gerade für Männer dürfte dabei die Aktivierung des Beckenbodens sein. „Auch der Mann hat einen Beckenboden, und das regelmäßige Training dieses Bereiches ist sehr wichtig für die Funktion und Stabilität der Wirbelsäule“, so die Chefärztin.  

Physiotherapie mit korrigierenden aktiven und passiven Behandlungstechniken bildet den zweiten Ansatzpunkt der Therapie. Seit mehr als 25 Jahren arbeitet Tanja Müller in diesem Bereich und gilt als ausgewiesene Skoliose-Expertin. Sie ist u.a. ausgebildet in der dreidimensionalen Skoliosetherapie nach Katharina Schroth und der E-Technik, die in Anlehnung an die vor allem bei Kindern eingesetzte Vojta-Therapie entwickelt wurde. „Viele der Patienten mit Skoliose müssen erst wieder lernen, wie man sich aufrichtet. In der täglichen Einzeltherapie korrigieren wir gezielt die Haltung und gleichen damit Schwächen aus. Das hängt vor allem davon ab, welchen Ursprung die Skoliose hat“, erklärt die Therapeutin und ergänzt: „Hier nutzen wir die Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung, die uns Therapeuten mit der vorangegangenen Diagnostik präzise Ansatzpunkte für die Veränderungen an die Hand gibt.“

Dritter Ansatzpunkt im Therapienetzwerk der Experten aus Bad Wiessee ist neben der ärztlichen Diagnose und der Physiotherapie das Trainings- und Sportprogramm. „Die medizinische Trainingstherapie knüpft nahtlos an die Physiotherapie an und dient dazu, die korrigierte Position durch Übungen zu verfestigen und koordinative Fortschritte zu erzielen. Auf der Grundlage der ärztlichen Diagnose und der korrigierten Position entwickeln wir darauffolgend ein individuelles Sportprogramm, das der Patient jederzeit in den Alltag integrieren kann“, erläutert Klaus Remuta, Diplom-Sportlehrer und Spezialist für Trainingstherapie. Der sportliche Ansatz ruht auf zwei Säulen: Einem gezielten, spezialisierten kleinen Trainingsprogramm und einer allgemeinen sportlichen Betätigung. Die sportlichen Angebote reichen dabei von Tai Chi über Pilates oder Gyrotonic, ein modernes ganzheitliches Gerätetraining, bis zum therapeutischen Klettern. „Wir probieren viele Sportarten aus, um herauszufinden, was zu dem jeweiligen Patienten passt. Nur wenn der Patient den Sport gern macht, wird er regelmäßig trainieren“, so Remuta. 

Gerade an Skoliose erkrankte Menschen müssen sich bewegen 

Daher gilt in Bad Wiessee: Aufklären statt verbieten, modifizieren statt unterlassen. Wenn der Patient ein leidenschaftlicher Bergsportler ist, muss er vielleicht auf Extremtouren verzichten, kann aber noch Sportklettern in der Halle oder Bergwandern. „Und wenn jemand sehr gerne Golf spielt, werden wir mit ihm einen physiologischen Golfschwung trainieren, damit er diesen Sport schmerzfrei weiter betreiben kann“, so Remuta. „Gerade an Skoliose erkrankte Menschen müssen sich bewegen. Denn je ruhiger eine Skoliose gestellt wird, desto schlechter entwickelt sie sich“, weiß der Sportexperte. 

Bei vielen Patienten sind es vor allem die Schmerzen, die ein regelmäßiges Training erschweren. Dann muss das Team zunächst eine geeignete Schmerztherapie entwickeln. Diese wird häufig ergänzt durch passive Behandlungen wie Massage oder Fango. Gerade Wärme ist bei der Behandlung von Skoliosen sehr wichtig. „Viele Skoliose-Patienten sind nach einer Wärmebehandlung deutlich entspannter und können sich besser aufrichten“, berichtet Chefärztin Dr. Dreyer und ergänzt: „Der große Vorteil der klinischen Situation ist, dass alle Therapien ineinandergreifen können. Durch die Kombination von verschiedenen Therapieformen erreichen wir zügig Erfolgserlebnisse und motivieren den Patienten, auf diesem Weg weiterzugehen“. Ergänzt wird der Rehabilitationsaufenthalt häufig auch durch eine Beratung zum Thema Ergonomie am Arbeitsplatz. „Wir besprechen mit dem Patienten, wie sein Arbeitsplatz und sein Berufsprofil aussehen muss, damit er seine Tätigkeit zukünftig schmerzfrei ausüben kann“, erklärt Therapeutin Müller.


„Am Ende des Aufenthalts dürfte sich das Prinzip der segmentalen Stabilisierung jedem unserer Patienten, der mit einer Skoliose oder anderen Rückenproblemen zu uns kommt, eingebrannt haben. Regelmäßiges Training der kleinen Muskeln am Rumpf und Becken und eine bewegliche und stabile Wirbelsäule sind der Schlüssel zur Lösung der Rückenprobleme. Das versuchen wir unseren Patienten zu vermitteln“, fasst Dr. Dreyer den Ansatz der Bad Wiesseer Klinik zusammen.

Fotos: Klinik Medical Park St. Hubertus Bad Wiessee · Text/DSN-Redaktion: Dagmar Ziegner