Skoliose Operation
Letzter Ausweg: Die Entscheidung für eine OP
Erst nach Ausschöpfung aller konservativen Behandlungsmöglichkeiten wie: Physiotherapie und korrigierender Korsettversorgung, sollte dann als letzter Ausweg zur Verbesserung des Betroffenen, eine Operation zur Korrektur der Wirbelsäulenfehlstellung in Betracht gezogen werden.
Eine Operation ist bei einer Wirbelsäulenverkrümmung ab ca. 50° nach Cobb bei gleichzeitiger weiterer Fortschreitung (Progredienz) der Krümmung, sowie unter Berücksichtigung zusätzlicher Risikofaktoren, angezeigt. Sie muss individuell und unter Berücksichtigung des Alters des Betroffenen, die Verschlechterung der Skoliose innerhalb eines Jahres, bestehende Einschränkungen bzw. Gefährdungen der Herz- und Lungenfunktion sowie die Belastungsfähigkeit des Patienten getroffen werden.
Hierzu sind in den letzten Jahren unterschiedliche dorsale, ventrale und kombinierte Operationsverfahren entwickelt worden. Das Prinzip eines solchen Eingriffs ist die Fixierung des betroffenen Wirbelsäulenabschnitts, also eine Versteifung mit verbesserter Stellung der Wirbelsäule. Eine bestmögliche Korrektur und Erhalt möglichst vieler beweglicher Wirbelsegmente ist das oberste Ziel eines solchen Eingriffs an der Wirbelsäule. Dieser Eingriff zählt zu den technisch und zeitlich aufwendigsten Operationen der orthopädischen Chirurgie und somit auch im Leben des betroffenen Menschen.
OP Indikation: bei Kindern und Jugendlichen
- bei Thorakal-Skoliosen (Krümmungen der Brustwirbelsäule) ab 50°
- Doppel-, oder S-förmige Skoliosen ab 40-50°
- bei Thorakolumbal-Skoliosen (Krümmung d. Lendenwirbelsäule) ab 35°
OP Indikation: bei Erwachsenen
- Dauerschmerzen, trotz Ausschöpfung aller konservativen Behandlungsmöglichkeiten
- weiterer Verschleiß von fehlbelasteten Wirbelsäulenabschnitten
- psychische Belastungen, durch kosmetische Entstellung des Rumpfes
Operationsverfahren
Über den hinteren Zugang – vom Rücken her:
Bei einer Operation vom hinteren Zugang (dorsal), vom Rücken her, wird die Wirbelsäule also vom Rücken her freigelegt. Die betroffenen Wirbelgelenke werden zuerst „entknorpelt“, die Wirbel in die gewünschte zu korrigierende Lage gebracht und meist mit 2 Metallstäben verbunden, die zu beiden Seiten der Dornfortsätze anliegen. Wirbelsäule und Metallstbe werden dann noch durch Schrauben und Haken untrennbar miteinander verbunden. Die Wirbel der betroffenen Abschnitte werden mit Knochenspänen des Beckenkamms oder aus der Knochenbank verbunden und sollen mit den Wirbeln verwachsen und sie versteifen.
Über den vorderen Zugang – vom Bauch her:
Bei der Operation über den vorderen Zugang (ventral), wird durch einen seitlichen Schnitt, also vom Brustkorb und vom Bauchraum her operiert. Der operative Zugangsweg erfolgt von der Seite, zu der die zu operierende Krümmung hin gerichtet ist. Zur Mobilität des verkrümmten Wirbelabschnittes, werden die Bandscheiben entfernt und über das Anbringen von Schrauben und ein oder 2 Titanstäben wird die Korrektur der Verkrümmung vollzogen. Bei dieser Methode ist eine sogenannte „Thoraxdrainage“ für einige Tage nötig um Wundflüssigkeit aus dem Brustkorb zu entfernen.
Über den hinteren und vorderen Zugang:
Der weitaus größte Teil der Skoliosen kann in einer OP und von einem Zugangsweg her operiert werden. Nur in schweren Fällen ist ein Vorgehen über den vorderen und hinteren Zugang erforderlich, gegebenenfalls auch an zwei unterschiedlichen Tagen. Dieses Operationsverfahren ist abhängig von vielen Faktoren: dem Ausmaß und der Form der Skoliose und muss für jeden Patienten individuell abgeklärt werden.
Methode: ApiFix
Api Fix Korrektursystem
Neue OP-Methode für Skoliose Patienten im Kindes-/ Jugendalter
Für junge Skoliose-Patienten für die eine OP Entscheidung ansteht, im Alter von 11 – 17 Jahren, mit einem Krümmungswinkel zwischen 40 – 55° und einem noch nicht abgeschlossenem Knochenwachstum.
Das Konzept besteht aus der Implantation eines sich selbst adaptierenden Längsträgers in der Kavität der Verkrümmung. Die Fixierung erfolgt mit nur zwei Pedikelschrauben. Die eigentliche Korrektur wird dann in den folgenden Wochen und Monaten nach der Implantation im Rahmen von physiotherapeutischen Anwendungen erreicht, wobei sich der Längsträger über einen Ratschenmechanismus Schritt für Schritt an die neue Situation anpasst. So wird schrittweise die Korrektur der Skoliose schonend erreicht.
Die Vorteile gegenüber einer herkömmlichen Operation durch Versteifung des entsprechenden WS -Segmentes mit Einschränkungen der Beweglichkeit liegen bei diesem Korrektursystem in einer kürzeren Operationszeit, in einer kürzeren Liegezeit verbunden mit einer kürzerer Heilungsdauer und kleinerer Narbenbildung. Die OP wird minimal – invasiv durchgeführt und die Wirbelsäule wird nicht versteift.
Die Aufrichtung der Skoliose wird in kleinen Schritten unter physiotherapeutischer Anleitung durchgeführt, wobei in den dazwischen liegenden Phasen die Anpassung des Weichteilgewebes an die neue Situation ermöglicht wird. Die dafür zugrunde liegende Therapieform ist die dreidimensionale Skoliosebehandlung nach Schroth.
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Dieses Korrektursystem wurde von ApiFix Ltd. und dem Skoliosespezialisten und Wirbelsäulenchirurgen Prof. Dr. Yizhar Floman aus Tel Aviv in Israel entwickelt und wird seit Ende 2012 auch in Deutschland zur Behandlung eingesetzt.
Methode: SMA
SMA-Klammertechnik
Neue OP-Methode für Skoliose Patienten im Kindes-/ Jugendalter
Die SMA Klammertechnik, (engl.: Shape Memory Alloy - Staples, zu deutsch: Klammern aus einer Form-Gedächtnis-Legierung), ist ein minimal-invasives Operationverfahren das für Kinder mit einer Wirbelsäulendeformität und Krümmungswinkel von unter 35° in Frage kommt. Dabei werden Titan-Klammern im Bereich der Außenwölbung (Konvexität) des verkrümmten WS - Abschnittes implantiert, um 1. eine Progredienz der Krümmung zu vermeiden, 2. eine Verbesserung der Krümmung zu erzielen und 3. die Flexibilität und das weitere Wachstum durch die Klammern (Staples) nicht zu behindern. Geeignet ist dieses Verfahren für Kinder und Jugendliche zwischen dem 7.-12.Lebensjahr und gegebenem Restwachstum von noch mindestens zwei Jahren.
Diese neuartige OP-Methode, von Dr. Randall Betz, vom Shriners Hospital in Philadelphia entwickelt, zählt zu den "Non-Fusion-Techniken" ohne Versteifung der Wirbelsäule und wird inzwischen auch in Deutschland angewendet. Hierbei werden mehrere gekühlte und aus einer Titan-Nickel Legierung bestehenden Klammern, zwischen die Wirbel des betreffenden Wrbelsäulensegmentes angebracht um diese zu stabilisieren. Erst danach und ausgelöst durch die eigene Körperwärme von 35° können die krallenförmigen Implantate dann ihre korrigierende Funktion entfalten. Durch diese minimal- invasive OP-Methode kann ein Fortschreiten der Skoliose verhindert bzw. eine Verbesserung der Krümmung erzielt werden. Bei diesem Eingriff wird die Wirbelsäule nicht versteift.
Methode: VEPTR
VEPTR Stabsystem
OP-Methode für Skoliose Patienten im Kindesalter
Das VEPTR-Stabsystem, (engl.: vertical expandable prosthetic titanium rib, zu deutsch: vertikale, teleskopartig auszuziehende Titanrippe, ist eine neue Methode zur Korrektur von Skoliose und anderen Wirbelsäulendeformitäten bei Kindern zwischen 1 - 12 Jahren, bei denen einer weiteren Verkrümmung mit konservativen Maßnahmen wie einem Korsett nicht aufzuhalten sind. Sie wurde von dem amerikanischen Orthopäden Robert M. Cambell Jr. entwickelt und wird seit 2002 in der Schweiz und nachfolgend auch in Deutschland von verschiedenen Kliniken übernommen.
Quelle: Röntgenbild Kinderorthopädie, Universitätsklinik Göttingen
Dieses Operationsverfahren ohne Versteifung der Wirbelsäule zählt zu den "Non-Fusion-Techniken" die gerade bei jüngeren Kindern eingesetzt wird.
Ziel der Behandlung mit vertikalen Titanrippen ist es, sowohl eine Korrektur der Deformitäten von Wirbelsäule und Brustkorb, als auch deren weiteres Wachstum zu ermöglichen. Damit können frühzeitige Versteifungen unter Erhalt des Wachstums vermieden werden. Da bei angeborenen Deformitäten der Wirbelsäule meist auch die Rippen zusammengewachsen sind, werden diese getrennt und auseinander gedehnt.
Der Vorteil von VEPTR liegt also darin, dass an der Wirbelsäule selbst nicht operiert wird, sondern über ein inneres zu implantierendes Stabsystem, mit unterschiedlichster Wirkungsweise je nach Grunderkrankung und Deformität - in einer Verbindung von Rippe zum Beckenkamm, von Rippe zu Rippe oder von Rippe zur Wirbelsäule. Im Unterschied zu bisherigen Operationsverfahren können die Kinder trotz der frühen Operation weiter wachsen, da das System in regelmäßigen Abständen von ca. 4 - 6 Monaten, durch einen minimal-invasiven Eingriff verlängert wird.
Growing rods
Mitwachsendes Stabsystem
Die Behandlung nach dem VEPTR Stabsystem macht es für den Patienten erforderlich, mehrere in regelmäßigen Abständen "Nach-OPs" einzugehen, bis zum Wachstumsende. Diese Operation wird zwar heute minimal-invasiv durchgeführt, ist aber dennoch für einen jungen Menschen im Kindes- oder Jugendalter nicht risikofrei und zudem physisch und psychisch belastend.
Eine Weiterentwicklung dieses Verfahrens stellen die "Growing rods", (deutsch: mitwachsende Stäbe) von Ellipse Technologies aus Irvine/Kalifornien dar. In den Stäben ist ein kleiner Motor integriert, der in Verbindung mit dem von außen aufgesetzten Magneten die Länge der Stäbe verändert und sich somit auf das jugendliche Wirbelsäulenwachstum einstellen lässt. Weitere belastende Nachfolgeeingriffe sind somit in der Regel nicht mehr erforderlich. Dieses System wird inzwischen auch in Deutschland von verschiedenen Kliniken eingesetzt.
Methode: ASC
ASC Seilzugsystem
Neue OP Methode für Skoliose Patienten im Kindes-/ Jugendalter
Das ASC Seilsystem, (engl.: Anterior Scoliosis Correction, zu deutsch: Dynamische Skoliose Korrektur DSK, ist eine neuartige, bewegungserhaltende, nicht versteifende Operationsmethode bei Kindern und Jugendlichen ab dem 10. Lebensjahr, mit einer schweren Skoliose und einem Cobb Winkel von 50 Grad und mehr. Bei dieser Technik werden Schrauben in die Wirbel des betreffenden Krümmungssegmentes verankert und mit einem speziellen Kunststoffseil verbunden. Diese Methode bewirkt während des Wachstums eine selbstkorrigierende Aufrichtung der Wirbelsäule. Eine bis dahin durchgeführte Korsettversorgung entfällt.
Diese neuartige, aus den USA stammende Operationsmethode, ist seit 2018 auch in Deutschland zugelassen. Eine Kostenübernahme, von ca. 35 T Euro, wird allerdings seitens der gesetzlichen Krankenkassen, derzeit unterschiedlich beschieden, da Langzeitergebnisse fehlen.
Das DSK wird gleichermaßen auch als VBT, Vertebral Body Tethering und als ASC, Anterior Scoliosis Correction bezeichnet.